Einführung
Im Jahr 1977 sorgte die Oscar-Verleihung für eine der größten Überraschungen der Filmgeschichte. Anstatt der hochgelobten Meisterwerke "All the President's Men", "Network" und "Taxi Driver" gewann der Underdog "Rocky". Dieses Ereignis markierte nicht nur das Ende der Ära der anspruchsvollen und politisch bewussten Filme der 1970er Jahre, sondern wird auch als Wendepunkt betrachtet, der von Sylvester Stallone eingeleitet wurde.
Hinter den Kulissen von "Sly"
Das neue Dokumentarfilm "Sly" auf Netflix, unter der Regie von Thom Zimny, beleuchtet das Leben von Stallone auf eine bisher ungekannte Weise. Statt der gängigen Annahmen über Stallone stellt der Film den Superstar als einen nachdenklichen, überraschend selbstbewussten Künstler dar. Stallone, weit mehr als der Schöpfer von Rocky und Rambo, entpuppt sich als jemand, der intelligenter, sensibler und tiefer in der Filmgeschichte verwurzelt ist, als seine größten Fans bisher wussten.
Die Wurzeln von Stallones Identität
Geboren in Hell's Kitchen und aufgewachsen unter schwierigen familiären Verhältnissen, war Stallones Flucht in die Welt des Kinos frühzeitig. "Sly" zeigt, dass Stallones Charaktere, wie der Vietnamveteran in "Rambo", oft missverstanden wurden. Sie sind nicht nur Abbilder von machohaften Figuren, sondern Spiegelbilder von Stallones eigenen Zweifeln, Schmerzen und der Einsamkeit, die er in jede seiner kreativen Arbeiten einfließen ließ.
Stallones filmische Prinzipien
Die Dokumentation beleuchtet Stallones Ansatz zur Filmgestaltung, der von Einfachheit und einer klaren Erzählästhetik geprägt ist. Inspiriert von den Anfängen des Kinos als stummes Medium, setzte Stallone in "Rocky" und den Rambo-Filmen auf Bewegung, Tempo und Reinheit der Linien. Sein Gesicht, von melancholischer Schönheit, wurde zum Ausdrucksmittel dieser Werke.
Der Beitrag zu Hollywoods Entwicklung
Trotz der Kritik von Filmkenner:innen, die behaupten, dass "Rocky" nicht der richtige Film für 1977 war, lässt sich nicht leugnen, dass Stallones Werke echte Katharsis bieten. "Sly" verdeutlicht, dass Stallone nicht beabsichtigte, ein Goldenes Zeitalter zu zerstören, sondern vielmehr durch seine Filme eine persönliche Heilung suchte. Das Kino wurde für ihn zu einer Plattform, um seine eigene Realität zu schaffen und die Kontrolle über seine Lebensgeschichte zu übernehmen.
Fazit
"Sly" erzählt die beeindruckende Geschichte eines aufstrebenden Stars, der durch seine Filme nicht nur Unterhaltung, sondern auch Selbstheilung fand. Stallones Einfluss auf Hollywood mag kontrovers sein, doch seine Werke bleiben ein wichtiger Bestandteil der Filmgeschichte. In einer Welt, in der Filme mehr sind als nur Unterhaltung, sondern eine Möglichkeit, die Realität zu gestalten, hinterlässt Stallone ein bleibendes Erbe.